Grellster Estragon knallt uns ins Gesicht, als die Schiebetür säuselnd den Blick auf den einst malerischen Innenhof freigibt. Im ersten Moment atemberaubend, im zweiten noch begeisternd, doch alles nur Fassade. Unter der abbröckelnden Farbe tut sich eine grässlich raue Oberfläche hervor — gepresster Schutt mit ranziger Fettcreme für die Fugen, das Ganze wankt bereits bedrohlich. Hier hat etwas Verborgenes gewütet. Nichts ist besser geworden, alles ist nur weiter entgleitet in diese befremdende Welt.
Ohnmächtig steht das leblos-metallene Gerüst von Ralfardo Flankhuber in einem zentralen Winkel, und der warme verpestete Wind pfeift mit grausigen Melodien durch seine Augenhöhlen. Ihn trifft wohl keine Schuld am anzunehmenden Desaster, vielmehr jedoch seinen namenlosen achtgliedrigen Schöpfer, der in schützender Dunkelheit tief unten unter der Bühne die seidig-gesponnenen Fäden des Entsetzens zog.
Man fühlt sich bedroht und seltsam geborgen zugleich in dieser Stätte, wo der Schrecken der vergangenen Apokalypse jedem Flecken ins Gesicht geschrieben steht. Eingebrannte Worte des Wahnsinns zieren jene rostfarbenen Becken, die einst so prachtvoll hoch gefüllt waren mit kräftigem Karpfenleben. Sie müssen sich gegenseitig gefressen haben (so lautete unser hastig gefälltes Urteil), doch im Kampf gegen Fäulnis und Verrottung konnte selbst der Stärkste unter ihnen nicht siegen. Was übrig blieb, war ein hässlich schäumender Schlamm, aus welchem die Führungsetage in einer letzten Verzweiflungstat noch Profit zu schlagen versuchte.
Es wurde abgerechnet — nüchtern festgestellt. Wir kehren dieser Ruine den Rücken, für immer. Für viele von uns endet hier und heute eine Ära — die eines als neu verkauften Journalismus.
Und doch, eine Frage bleibt noch offen: Wo ist der Hund mit dem bunten Hut abgeblieben? Er hörte auf den Namen „Herr Gurstenbach“, und er war jedermanns Liebling.
Gekocht am 4. Juni 2006.
Zuletzt aufgebraten am 30. Juni 2014.