Alles begann mit der im UV-Licht unsichtbaren Zweikanal-Käseglocke, die Roy Milano seiner Mutter zur Strafe dafür schenkte, dass sie in seinem geheimen Bottich aus Flüssigkristallen herumgerührt hatte. Deren Nichtabsetzbarkeit bescheinigte ihr der Marschall widerwillig mit vier gelben Grützestempeln. Die Weihnachtszeit schlich sich nun wie eine intrigante Bratwurst ins Land, und Roy schweißte hastig seine letzten Grußkarten zusammen, die er mit clever angebrachten Petersiliebündeln verzierte. Manchmal rasierte er auch kleine Aufklappbilder von Schokoriegeln und Pop-Art-Zäpfchen hinein.
Binnen weniger Tage klingelte der weltbeste Orchestralanalytiker Hilbert Gaffenstein an der Tür. Er war der neue Freund von Roys Mutter, und zur Begrüßung band er einen liebevoll geflochtenen Kranz aus Autoreifen und Katzenstreu um sein eigenes Schienbein. Beide lachten darüber herzlich. Von der missverständlichen Lage und dem nebligen Dunst des auf Hochtouren brennenden Waffeleisens geblendet, und weil er das bunte Treiben nur aus einer verzerrten Zentralperspektive mit halbseitiger Staffelung beobachten konnte, erwachte in Roy sein Beschützerinstinkt. Der rote Metallteppich wurde Hilbert so schnell unter seinen Füßen weggezogen, dass er mit seinem voluminösen Wikingerhelm den Kronleuchter herunterriss und daraufhin von eben diesem auf bizarre Weise kaputtgefaltet wurde. Nur ein paar gefiederte Strähnen ragten aus dem unglücklich dampfenden Haufen noch heraus, der dann auch sogleich unkenntlich gemacht wurde.
An Heiligabend schenkte Roy seinen zwei halbwüchsigen Halbschwestern jeweils einen Knobelflechter aus Marzipanholz, worüber sie sich sehr freuten. Jauchzend und frohlockend turnten sie jedoch auch über die frisch getränkten Röntgengardinen, die Roy am Vortag beim Elektronenhändler für teures Geld erworben hatte. In einem schäumenden Anfall von rasender Häkelwut und kitschig-naiver Nekromanie zerschnitt er zur Freude der Angestellten den antiken Zeitungsständer — das Prunkstück des Hauses — zu einem Viertel mit seinen bloßen Händen. Roy Milano starb letzten Oktober an einer weißen Haarvergiftung (er spürte nichts davon, da es tagsüber geschah).
Gekocht am 3. November 2006.
Zuletzt aufgebraten am 15. Mai 2014.